Der Mai neigt sich dem Ende zu und damit ist klar: Meine Tage in Newcastle sind gezählt. Die letzten 8 Monate waren eine spannende Zeit, in denen ich viel Neues erlebt und neue Menschen kennengelernt habe. Ich hatte das ungeheure Glück, Unmengen an Orte zu bereisen und mein Gastland so gut kennenzulernen, wie es mir in der beschränkten Zeit nur möglich war. Ich bin durch Höhen und Tiefen gegangen und habe Dinge über mich selbst gelernt, die ich vorher nicht wusste. Ich habe Seiten an mir gesehen, die ich noch nicht kannte und mir selbst bewiesen, dass ich zu weitaus mehr fähig bin, als ich jemals gedacht hätte.
Viele, die schon mal einige Zeit im Ausland verbracht haben, werden diesen Prozess kennen: Anfangs ist noch alles neu, groß, fast schon erschreckend, aber auch aufregend. Man sieht neue Dinge, lernt den Ort kennen, trifft Menschen und ist überwältigt von all den Erlebnissen. Man nimmt die Welt wie durch eine rosarote Brille war, die Zeit geht rasend schnell vorbei und man fragt sich, wie man denn in der kurzen Zeit, die man an diesem Ort verbringen darf, auch all das erleben soll, was man sich vorgenommen hat. England übte auf mich mit seiner Kultur und der Sprache, den Menschen und Städten schon seit meiner Kindheit eine wahnsinnige Faszination aus, und nun die Möglichkeit zu haben, in diesem Land leben zu dürfen, bedeutete ein großes Glück für mich. Nach einigen Wochen allerdings lässt der erste Adrenalinrausch nach, die Realität holt einen ein. Stück für Stück begreift man, dass wohl doch nicht alles Gold ist was glänzt und die neue Heimat vielleicht doch nicht ganz so perfekt ist, wie anfangs vermutet. Immer mehr werden einem auch die Nachteile bewusst und das Heimweh schlägt so richtig zu. Selbst kleine Dinge, die einem zu Hause vielleicht unscheinbar vorkommen, nehmen an Bedeutung zu und plötzlich fragt man sich, wie denn Leute leben können mit Teppichböden im gesamten Haus, ohne Laugengebäck oder den „richtigen“ Putzschwämmen. So schwierig diese Zeit auch ist, für mich war diese Phase immens wichtig. Noch wichtiger aber ist es zu wissen, dass es immer Menschen gibt, die zu einem halten, die auch aus der Entfernung Energie schicken und die dabei helfen, durchzuhalten. Und siehe da: Sobald die Perspektiven mal wieder zurechtgerückt sind, sieht alles auf einmal wieder viel besser aus – Normalität kehrt ein. Langsam gewöhnt man sich an das Neue, sieht, dass „anders“ nicht gleich schlechter oder besser sein muss, beginnt, den Alltag zu genießen. Man kennt sich aus, weiß, wo man am besten einkaufen geht, welche Taxigesellschaft einem am sympathischsten ist und welche Abkürzung den Weg wirklich verkürzt. Kurzum: Man lebt in der neuen Umgebung.
Doch irgendwann ist dieses Abenteuer vorbei. Die letzten Wochen waren für mich geprägt von Abschiednehmen. Von meinen Schülern, die mir in diesen Monaten wirklich ans Herz gewachsen sind und von denen ich viel gelernt habe. Von den Plätzen, die ich liebgewonnen habe und zu denen ich jedem, der es hören will (oder auch nicht) eine Geschichte erzählen könnte. Und natürlich von den Menschen, die ich hier kennenlernen durfte und die einen großen Teil meines Lebens hier ausgemacht haben.
Nun geht es zurück nach Hause, wo ein neues, spannendes Kapitel aufgeschlagen wird. Zum Abschluss meiner Zeit in Newcastle gibt es heute aber noch die Torte, die ich vor 8 Monaten für meinen Abschied von zu Hause gebacken habe. Im unteren Stock versteckt sich eine leckere Sachertorte mit Schokoganache, deren Rezept ich euch heute verrate, im oberen ein fluffiger Biskuit mit einer leichten Joghurt-Himbeeren Creme und einer Ganache aus weißer Schokolade.
Sachertorte
Die Sachertorte ist ein Wiener Klassiker, der aus der österreichischen Küche wohl kaum wegzudenken ist. So ist es fast schon eine Schande, dass es in einem Jahr Laura dreams of Cakes noch kein Rezept dazu gegeben hat! Aber das wird heute geändert.
Eine klassische Sachertorte ist bei den Zutaten an Üppigkeit wohl kaum zu übertreffen, kommen neben gut 200g Schokolade schließlich auch noch ganze 9 (!!!) Eier in den Teig. Wer kalorientechnisch sparen will, dem sei gesagt dass es in diesem Fall wirklich ratsam ist, sich ans Rezept zu halten – zumindest, wenn man will, dass die Torte auch wirklich so saftig ist wie das Original. Also lieber die Diät auf morgen verschieben und mit einem leckeren Stück Sachertorte nochmal so richtig über die Stränge schlagen!
Für meine Torte habe ich übrigens die Menge verdoppelt und einfach zwei Böden gebacken, für eine normale 24cm Springform (26cm gehen unter Umständen auch) reicht aber die einfache. Weil ich meine Torte mit Fondant eingedeckt habe, habe ich außerdem die Glasur durch eine Vollmilchschokoladen-Ganache ersetzt, im Rezept gibt’s aber die klassische Schokoglasur, die eine Sachertorte ausmacht.
Zutaten
Für den Teig
220g Zartbitterschokolade
220g weiche Butter
70g Staubzucker
9 Eier, getrennt
180g Kristallzucker
220g Mehl
Für die Füllung
300g passierte Marillenmarmelade
3EL Rum
Für die Glasur
200g Zartbitterkuvertüre
250g Kristallzucker
100ml Wasser
Und so wird’s gemacht
Den Backofen auf 180°C vorheizen. Eine Springform mit 24cm Durchmesser vorbereiten.
Die Zartbitterschokolade über einem Wasserbad schmelzen, vom Herd nehmen und abkühlen lassen.
Die Butter (sie sollte wirklich sehr, sehr weich sein!) mit dem Staubzucker schaumig schlagen. Anschließend die Dotter einzeln einrühren, bis die Masse homogen und cremig ist. Das Eiweiß in einer separaten Schüssel schaumig schlagen, den Kristallzucker einrieseln lassen und die Masse so lange steif schlagen, bis sie samtig ist, aber nicht glänzt.
Nun abwechselnd die Dottermasse und das Mehl unter den Eischnee heben. Den Teig in die vorbereitete Springform füllen und die Oberfläche vorsichtig glatt streichen. In den Ofen geben und bei 180°C 20 Minuten backen. Die Temperatur zurückschalten und bei 160°C nochmal 40 Minuten weiterbacken. Stäbchenprobe machen, den Kuchen aus dem Ofen nehmen und vollständig auskühlen lassen. Nach dem Auskühlen die Oberfläche gerade schneiden und den Kuchen quer halbieren.
3 EL der Marillenmarmelade mit dem Rum aufkochen lassen und die untere Kuchenhälfte damit tränken. Den Rest der Marmelade erwärmen, auf denselben Boden streichen und die obere Hälfte daraufsetzen. Den Kuchen mit der übrigen Marillenmarmelade einstreichen.
Für die Glasur den Kristallzucker im Wasser so lange aufkochen, bis er sich vollständig aufgelöst hat. Die Kuvertüre einrühren und bei sehr geringer Hitze unter Rühren schmelzen lassen. So lange köcheln lassen (die Hitze sollte immer noch sehr, sehr gering sein!) bis eine dickflüssige Masse entstanden ist. Die Glasur ein wenig abkühlen lassen bis sie lippenwarm ist. Nun die Schokolade über den Kuchen gießen, an den Seiten verteilen und immer wieder nach oben streichen, bis die gesamte Torte überzogen ist. Es sollten wirklich keine freien Stellen mehr zu sehen sein! Die Oberfläche wird dabei nicht angerührt, damit sie glatt und gleichmäßig bleibt!
Die Glasur vor dem Anschneiden am besten über Nacht komplett erkalten lassen, servieren und genießen 🙂
Julia
Ach, schöne Worte!! Ich kann das alles soooo gut nachvollziehen….auch das mit den Teppichböden :’D das Heimkommen war für mich immer das schwerste, wenn man das Ausland erst mal lieben gelernt hat, dann vergisst man das gehabte Heimweh irgendwann wieder und hat nur noch Fernweh….aber wie schön, dass man so mehrere Orte auf dieser Welt ‘zuhause’ nennen kann :)) welcome back!! Alles Liebe, Julia
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