Wenn ich mich entscheiden muss, wofür mein Brotherz am meisten schlägt, kann ich ohne schlechtes sofort eine ehrliche Antwort geben: Laugengebäck! Seien es Laugenbrezel, Laugenstangen oder Laugenknoten – wenn es warmes, frisches und duftendes Laugengebäck gibt, kann ich nur sehr schwer widerstehen!
Schon seit ich ein kleines Kind war, bin ich ganz verrückt nach Laugenbrezel. Allerdings waren wir anfangs fast so etwas wie Star-Crossed-Lovers – Liebende, die sich nicht lieben durften. Ich hatte nämlich als Kleinkind allerhand Allergien, die dafür sorgten, dass ich vieles nicht essen oder trinken durfte. Weil dazu neben Weizenmehl auch Kuhmilch gehörte, trank ich während meiner ersten Lebensjahre übrigens nur Ziegenmilch, die meine Mama immer frisch vom Bauernhof holte – heute undenkbar für mich: Schon beim Geruch von Ziegenmilch wird mir in der Zwischenzeit schlecht.
Zum Glück konnten alle Allergien austherapiert werden, so dass heute nichts mehr zwischen meiner Liebe, dem Laugengebäck, und mir steht und ich darf nach Lust und Laune Laugenbrezel essen. Damit ich während meines Auslandsaufenthalt im englischen Newcastle upon Tyne nicht darauf verzichten musste, brachte mir mein Vater bei einem Besuch sogar einen ganzen Sack voller Laugenstangen mit, die mich, sofort eingefroren, über einige Monate brachten.
Am liebsten ess’ ich die Laugenbrezel (oder auch jedes andre Laugengebäck) übrigens ofenwarm mit kalter Butter und ein klein wenig Schnittlauch, für pikante Laugengelüste, oder Honig, wenn’s mal süß sein soll. In beiden Versionen (ja, auch mit Honig!) bevorzuge ich die salzige Variante, weil die für mich einfach mehr Pep hat.
Lange habe ich mich nicht über die Herstellung von Laugengebäck drübergetraut – es war für mich quasi wie ein Buch mit sieben Siegeln. Vor allem der Umgang mit der Natronlauge, die sehr stark ätzt, schüchterte mich ein, so dass ich vor jeglichen Versuchen lieber auf Abstand ging. Irgendwie juckte es mich aber doch immer in den Fingern – das konnte doch nicht so schwer sein! Also probierte ich es doch aus, und siehe da: es war einfacher als gedacht! Zugegeben, ich hab’ dabei ein wenig getrickst, ja vielleicht sogar geschwindelt, und habe statt der ätzenden Natronlauge auf Backnatron zurückgegriffen. Trotzdem bin ich mit dem Ergebnis wirklich zufrieden und werde sicher bald wieder Laugenbrezel backen!
Fluffige Laugenbrezen
Zutaten
Für den Teig
- 700g Weizenmehl
- 180ml Wasser
- 1 EL Salz
- 2 Päckchen Trockenhefe
- 1 TL Zucker
- 190ml Milch, lauwarm
- 100g Butter, weich
Für die Lauge
- 1,5l Wasser
- 75g Backnatron
Außerdem
- grobes Salz, nach Bedarf
Anleitung
- Die Milch in einem kleinen Topf kurz aufkochen lassen. Vom Herd nehmen, die Butter einrühren bis sie geschmolzen ist und etwas abkühlen, bis die Milch nur noch handwarm ist. Nun Zucker und Hefe einrühren.
- Nun Mehl und Salz in eine große Rührschüssel geben und gut vermischen. Das Wasser zugeben und mit dem Holzstiel eines Kochlöffel verrühren.
- Die Hefe-Milchmischung ebenfalls in die Rührschüssel geben und mit dem Holzstiel vermischen, bis der Teig anfängt sich zu verbinden.
- Den Teig auf eine saubere und bemehlte Arbeitsfläche geben und 10 bis 15 Minuten mit den Händen verkneten. Alternativ kann das auch mit dem Knethaken einer Küchenmaschine gemacht werden - dabei verkürzt sich die Knetzeit um ca. die Hälfte. Der Teig sollte elastisch sein und nicht kleben.
- Den Teig nun in eine leicht gefettete Schüssel geben, mit einem Küchentuch abdecken und ca. 1 Stunde an einem warmen Ort gehen lassen.
- Den Backofen auf 160°C Umluft vorheizen.
- Den Teig zu einem dicken Strang formen und in 10 - 20 gleich große Stücke teilen.
- Jedes dieser Stücke zu einem langen Strang rollen, der an den Seiten dünner ist als in der Mitte. Die beiden Enden zweimal so überschlagen, dass sich am Bauch ein "rundliches Dreieck" bildet. Die Enden nun überschlagen, anfeuchten und am Bauch festdrücken.
- Mit den anderen Teigstücken gleich verfahren.
- Die Brezen für ca. 30 Minuten in den Gefrierschrank geben.
- Das Wasser für die Lauge in einem großen Topf zum Kochen bringen und das Natron einrühren. Die Hitze reduzieren.
- Die Brezen nun mit Hilfe einer Zange oder eines Pfannenwenders einzeln in den Topf geben und 20 Sekunden pro Seite köcheln lassen.
- Kurz abtropfen lassen, dann mit genügend Abstand zueinander auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben, den Bauch mit einem scharfen Messer einschneiden und die Brezen mit dem Salz bestreuen.
- Die Brezen nun für ca. 15 Minuten im vorgeheizten Ofen backen. Wichtig ist, dass ihr immer nur ein Backblech in den Ofen gebt, damit die Brezen gleichmäßig braun werden!
Zum Schluss noch ein kleiner Rat: So lecker ofenwarmes Laugengebäck auch schmeckt, führt zuviel davon leider zu Bauchschmerzen! Also entweder nur ein klein wenig kosten, oder das Gebäck lieber auskühlen lassen. Die Laugenbrezel lassen sich übrigens sowohl als Teiglinge (also vor dem Eintauchen in die Lauge) als auch fertig gebacken wunderbar einfrieren, so dass ihr große Mengen auf einmal backen könnt. Und sollten die Brezel doch mal hart werden, warum dann nicht mal zu leckeren Brezenknödel verarbeiten?
Na, wie sieht’s bei euch aus? Wie esst ihr Laugengebäck am liebsten? Habt ihr euch schon mal über’s Selbermachen drübergetraut oder greift ihr lieber zu den Brezeln vom Bäcker eures Vertrauens?