Kennt ihr solche Tage, an denen gefühlt einfach alles daneben geht? So ging es mir letzte Woche. Meine große Schwester hat ihre letzte Arbeitswoche als Psychologin, bevor sie für ein Jahr in Bildungskarenz geht, um sich auf ihre Dissertation zu konzentrieren. (Ihr merkt schon: ich habe ihr den Rang der intellektuellen Überfliegerin der Familie überlassen.) Und was braucht man im Krankenhaus (oder auch Büro, Schule, und sowieso überall, wo viele Menschen zusammenarbeiten), wenn man sich verabschiedet? Genau: Kuchen. Für den war natürlich ich zuständig. Und was da alles schiefgelaufen ist – aber erstmal der Reihe nach.
Weil sie auf drei verschiedenen Stationen arbeitet, braucht sie auch drei verschiedene Kuchen – klingt eigentlich logisch, oder? Nur welche? Bei der Auswahl wurde mir Entscheidungsfreiheit gelassen. Eine einzige Auflage gab es allerdings: Der erste Kuchen musste fructosefrei sein.
Dreimal dürft ihr raten, worum sich meine Gedanken ab diesem Moment drehten. Genau – um Obsttorten, -kuchen und -tartes jeglicher Art. Vor meinen Augen tanzten Apfelstrudel und Beerentarte, Erdbeercupcakes und Granatapfeltorte – es war wie verhext. Irgendwann schaffte ich es dann doch, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich wollte eine Torte, die auch ohne Früchte und zuviel Schnickschnack überzeugte. Was wäre da wohl besser als ein Red Velvet Cake, der schon beim Anschneiden ein Staunen hervorruft? Eben.
Weil ich unbedingt ein hohes Törtchen haben wollte, aber keine passende Springform besitze (wieso eigentlich nicht?) entschied ich mich kurzerhand, den Kuchen unter mehreren Durchgängen in einem Tortenring zu backen. Ein großer Fehler! Ca. die Hälfte des Teigs rann schon in den ersten 5 Minuten im Ofen aus der Form raus, so dass nur ein kümmerlicher Rest zur ersten Kuchenschicht heranwachsen durfte. Weil ich ja aus Fehlern lerne (oder so), versuchte ich, den Tortenring für den zweiten Durchgang so zu präparieren, dass das nicht mehr passieren konnte. Denkste. Diesmal ging sogar noch viel mehr vom Teig verloren! Die zwei Teigschichten reichten selbst bei gutem Willen nicht mehr für eine Torte, weshalb ich noch schnell einen einfachen Schoko-Nussrührteig zusammenrührte und in den Ofen steckte – das klappte zumindest.
Doch beim Zusammensetzen der Torte wartete schon der nächste Schrecken: Weil ich durch den dritten Boden soviel Zeit verloren hatte, fing ich an zu “hudeln” und zerbrach flugs einen meiner Red Velvet Cake Böden – mir war zum Heulen. Irgendwie schaffte ich es aber, den Kuchenboden zu flicken und die Torte mit einer wirklich unfassbar leckeren Creme aus einem weiße Schoko-Pudding und Frischkäse zusammenzusetzen. So schaute am Schluss dieses hübsche Törtchen raus, dem man die ganzen Fehlschläge (fast) nicht ansieht – oder was meint ihr? Es schmeckte übrigens laut Arbeitskollegen meiner Schwester (und laut dem Herrn L, der zuhause die übriggebliebene Creme und die weggebrochenen Teigstücke verkostete) ganz wunderbar! Der Red Velvet Cake, der sich im Inneren versteckt, ist übrigens absolut gelingsicher, solange ihr nur eines beherzigt: Nehmt zum backen eine Springform!
Zutaten
Für den Kuchen
- 370g Mehl
- 200g Zucker
- 4 EL Kakaopulver, ungesüßt
- 2 TL Backpulver
- 2 TL Natron
- 1 Prise Salz
- 280ml Buttermilch
- 120ml geschmolzene Butter
- 2 EL Apfelessig
- 1 EL Vanilleextrakt
- 3 Eier
- rote Lebensmittlefarbe, nach Bedarf
- 260ml heißes Wasser
Für die Creme
- 300g weiße Schokoladenpudding (oder Vanillepudding), komplett erkaltet
- 500g Frischkäse
- 200ml Sahne
- 100g Puderzucker
Für den weiße Schokoladenpudding
- 250ml Sahne
- 30g Zucker
- 100g weiße Schokolade
- 30g Speisestärke
- 1 Eidotter
Anleitung
Für den Kuchen
- Den Backofen auf 180°C Ober- und Unterhitze vorheizen.
- Eine Springform mit 22cm Durchmesser vorbereiten
- Erst die trockenen Zutaten von Mehl bis Salz in einer großen Schüssel verrühren.
- In einer zweiten Schüssel die Eier mit dem Mixer schaumig schlagen, dann unter Rühren Buttermilch, die geschmolzene Butter, Apfelessig, Vanilleextrakt und die Lebensmittelfarbe zugeben.
- Die flüssigen Zutaten zu den trockenen geben und gut verrühren.
- Unter Rühren das heiße Wasser vorsichtig einrinnen lassen.
- Gut verrühren.
- Den Teig in die vorbereitete Springform geben und ca. 30 - 35 Minuten backen, bis an einem Holzstäbchen nur ein paar Krümel hängen bleiben (der Teig sollte also nicht ganz trocken/durchgebacken sein).
- Den Kuchen vollständig auskühlen lassen.
Für den Pudding
- 2 EL der Sahne mit Speisestärke und dem Eidotter glattrühren.
- Die restliche Sahne mit dem Zucker und der weißen Schokolade in einen kleinen Topf geben und unter Rühren langsam erhitzen, bis sich Zucker und Schokolade aufgelöst haben.
- Nun die Sahne zum Kochen bringen und sofort vom Herd nehmen.
- Unter Rühren nun die die Eidotter-Mischung zugeben, den Topf wieder auf die Herdplatte geben und - rührend! - nochmals aufkochen lassen.
- Den Topf gleich wieder vom Herd nehmen.
- Den Pudding in eine Schüssel füllen, mit Frischhaltefolie abdecken und komplett auskühlen lassen.
Für die Creme
- Pudding, Frischkäse, Sahne und Puderzucker in eine Rührschüssel geben und ca. 10 Sekunden mit dem Mixer auf höchster Stufe aufschlagen.
Zusammensetzen
- Den Kuchen waagrecht halbieren.
- Den Kuchen mit einem Drittel bis zu einer Hälfte der Creme füllen und mit der restlichen Creme rundherum einstreichen.
- Nach Lust und Laune dekorieren und bis zum Anschneiden kühl stellen.