Gibt es etwas österreicherisches als Apfelstrudel? Es gibt wohl kaum ein Café oder eine Alm, die diesen Mehlspeisen Klassiker nicht auf der Speisekarte haben. Umso interessanter ist da, dass der Strudel gar keine österreichische Erfindung ist, sondern uns von den Türken gebracht wurde – kein Witz! Die verwendeten in Strudelteig eingeschlagene und gebackene Mahlzeiten nämlich als Marschverpflegung auf ihrem langen Weg von Konstantinopel nach Wien. Bei der Türkenbelagerung lernten dann die Ungarn, wie so ein Strudelteig hergestellt wird, wodurch sich der Strudel dann im gesamten Habsburgerreich ausbreitete und als „österreichische“ Mehlspeise Nummer 1 etablierte. Das geht soweit, dass es bei uns in Innsbruck sogar ein eigenes Strudelcafé gibt – da solltet ihr übrigens unbedingt mal vorbeischauen, wenn ihr in der Gegend seid!
Jeder, der noch nie einen Apfelstrudel gegessen hat wird sich jetzt fragen, warum denn soviel Aufheben um diesen Strudel gemacht wird – ist doch auch nur Kuchen. Mitnichten, meine Lieben! Denn der Strudelteig ist wirklich etwas ganz besonderes. Richtig zubereitet ist er nämlich so flexibel, dass er nach dem Ausrollen mit den Händen weiter ausgezogen wird, bis er hauchdünn ist. Und genau hier fängt meine Geschichte an.
Bei uns zuhause wurde diese traditionsreiche Geschichte nämlich geflissentlich ignoriert und der Apfelstrudel anstatt mit Strudelteig mit Mürbteig zubereitet. Ich nehme an dass meiner Oma der einfach besser schmeckt (oder ihr der Aufwand für gezogenen Strudelteig zu groß ist – wer weiß?). Fakt ist, dass ich noch nie einen richtigen Strudelteig gemacht hatte und auch nicht wirklich wusste, wie das geht. Nachdem der Herr L und ich aber einen Korb Äpfel geschenkt bekommen hatten und trotz fleißigen Essens nicht wussten, wohin damit, merkte mein Liebster nämlich an, dass er sich einen Apfelstrudel wünsche. Na gut, mach ich dir.
„Kannst du das denn?“, fragte er. Na klar doch, schwindelte ich. „Du weißt aber schon“, setzte der Herr aber gleich nach, „dass der Strudelteig bei meiner Mama so dünn ist, dass man sogar durchsehen kann?“ Bumm – der hatte gesessen. Ich hatte natürlich keine Ahnung, wie ich so einen verdammten Strudelteig machen sollte, geschweige denn wie er so gezogen wird, dass man durchsehen soll. Das wollte ich aber natürlich nicht zugeben und machte mich an die Arbeit. Nach ausführlicher Recherche auf diversen Backblogs fühlte ich mich der Aufgabe gewappnet – besonders, nachdem ich diesen Tipp gefunden hatte: Etwas Essig oder Zitronensaft macht den Teig besonders elastisch und verhindert Einreißen. Also ran ans Werk! Und was soll ich euch sagen? Mein Apfelstrudel wurde ein voller Erfolg! Der Teig wunderbar elastisch und hauchdünn, die Füllung richtig lecker und der Herr L begeistert – was will man mehr?
Rezept: Wiener Apfelstrudel
Zutaten
Für den Strudelteig
200g Mehl
1 Prise Salz
2 EL Sonnenblumenöl
1 EL Apfelessig
200ml warmes Wasser
Für die Füllung
400g geschälte, entkernte und fein geschnittene oder gehobelte säuerliche Äpfel
Saft einer Limette
40g Rosinen
4EL Rum
50g Butter
60g Semmelbrösel
40g Kristallzucker
1 TL Zimt
gehobelte Mandeln, nach Bedarf
Und so wird’s gemacht
Für den Teig das Mehl mit dem Salz vermischen und aufgetürmt auf die Arbeitsfläche geben. Mit einem Löffel eine Mulde machen und Öl, Apfelessig und das warme Wasser hineingeben. Mit einer Gabel verquirlen und von innen nach außen immer mehr Mehl einarbeiten. Wenn kein Mehl mehr übrig ist die Gabel beiseite legen und mit den Händen ca. 15 Minuten einen elastischen Teig kneten. Bei Bedarf ein wenig Mehl zugeben – nur nicht zuviel! Eine Schüssel mit Mehl auspinseln, den Teig zu einer Kugel formen und hineingeben. Den Teig etwas herumrollen, damit er auf der Oberfläche mit Öl bedeckt ist. Die Schüssel mit einem Tuch abdecken und an einem warmen Ort mindestens 30 Minuten rasten lassen.
Währenddessen kann die Füllung zubereitet werden. Die fein geschnittenen oder gehobelten Äpfel mit dem Limettensaft vermengen und beiseite stellen. Die Rosinen mit dem Rum in eine Schüssel geben und mindestens 20 Minuten aufquellen lassen. Für die Brösel Butter, Semmelbrösel, Zucker und Zimt zusammen in eine beschichtete Pfanne geben und bei mittlerer Hitze erwärmen. Die Butter unter Rühren schmelzen lassen, den Zucker karamellisieren lassen und alles gründlich mit den Bröseln vermengen. Vom Herd nehmen und ein wenig auskühlen lassen.
Den Ofen auf 200°C Ober- und Unterhitze vorheizen.
Nach der Ruhezeit dem Teig aus der Schüssel nehmen – er sollte jetzt weich, fast schon flaumig sein – und auf eine bemehlte Arbeitsfläche geben. Mit einem (bemehlten) Nudelholz so dünn wie möglich zu einem Rechteck ausrollen. Dann das Nudelholz beiseite legen und den Teig mit den Händen weiter aus“ziehen“ – keine Sorge, der Teig ist elastisch und sollte nicht reißen! Der Teig sollte wenn möglich so dünn sein, dass er fast durchsichtig ist – wenn ihr das bei den ersten Malen nicht schafft, zieht ihn einfach so dünn wie möglich, ohne dass er reißt.
Den Teig nun auf ein bemehltes Küchentuch geben. Erst die Brösel, dann die Äpfel zuletzt Mandeln und Rosinen der Länge nach auf einer Hälfte des Teigs verteilen, dabei die Ränder freilassen. Die Rändern nun umklappen und den Teig mit Hilfe des Küchentuchs einrollen. Den Apfelstrudel mit der Naht nach unten auf ein mit Backpapier belegtes Backblech geben, mit Eiklar oder Milch bestreichen und im Ofen ca. 30 – 40 Minuten backen.
Nach der Backzeit den Apfelstrudel kurz auskühlen lassen und entweder noch warm oder kalt mit Staubzucker bestäubt servieren. Besonders lecker schmeckt der Strudel mit einem Klecks Schlagsahne oder Vanilleeis.
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